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Gerhard Richter - eine lebende Legende

Gerhard Richter, Foto by Jindrich Nosek

Gerhard Richter, geboren am 9. Februar 1932 in Dresden, ist einer der einflussreichsten Künstler der Gegenwart. Seine Arbeiten spiegeln eine unvergleichliche Vielseitigkeit wider und haben die moderne Kunst maßgeblich geprägt. Mit einer einzigartigen Bandbreite an Techniken und Themen hat er über Jahrzehnte hinweg die Grenzen der Malerei immer wieder neu definiert.

Richter selbst beschreibt sein Œuvre mit den Worten: „Ein Bild muss nicht gut aussehen, es muss wahr sein“. Dieses Streben nach Wahrheit zieht sich wie ein roter Faden durch sein beeindruckend vielseitiges Werk – von präzisen fotorealistischen Gemälden bis hin zu intensiven, abstrakten Kompositionen.

Foto: © Jindrich Nosek

Ein Vermächtnis von Vielfalt und Inspiration

Gerhard Richter hat in seiner Karriere unzählige Schaffensphasen durchlaufen und sich immer wieder neu erfunden – von den unscharfen Fotografien über die prägnanten abstrakten Kompositionen bis hin zu den berühmten Kerzenbildern. Sein Werk ist nicht nur eine technische Meisterleistung, sondern auch eine philosophische Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens: Erinnerung, Wahrheit, Vergänglichkeit und Schönheit.

Die frühen Jahre und die Ära der unscharfen Fotografien

Richters künstlerische Reise begann in den frühen 1960er Jahren, als er sich von gefundenen Fotografien inspirieren ließ. Diese Arbeiten, bekannt als „unscharfe Fotografien“, verbinden Fotorealismus mit malerischer Verfremdung. Richter übertrug Fotografien auf die Leinwand und verwischte die Details durch eine charakteristische Technik, die den Bildern eine traumähnliche Qualität verlieh.

Gerhard Richter, Betty
Gerhard Richter, Hund

Titel: Hund, 1965/1996

Diese Werke – darunter Porträts von Freunden, Familienmitgliedern und historische Szenen – spielen mit der Frage nach Erinnerung und Wahrheit. Das Verwischen erzeugt eine Distanz und lenkt den Fokus auf die Fragilität und Subjektivität des Erinnerns. Ein besonders bewegendes Beispiel ist sein Werk „Onkel Rudi“ (1965), das seinen Onkel in Wehrmachtsuniform zeigt und die Auseinandersetzung mit Deutschlands Vergangenheit thematisiert.

Titel: Betty , 1970

Die abstrakten Werke – Farbe, Struktur und Emotion

Ab den 1970er Jahren wandte sich Richter verstärkt der Abstraktion zu. In diesen Arbeiten, die oft großformatig sind, trägt er die Farbe mit Schabern und Rakeln auf, um vielschichtige und dynamische Oberflächen zu schaffen. Die Schichten von Farbe und Textur erzeugen eine Tiefenwirkung, die den Betrachter in ein visuelles Erlebnis eintauchen lässt.

Gerhard Richter, Abstract Painting
Gerhard Richter, 1025 Farben

Titel: 1025 Farben, 1974/1992

Diese abstrakten Werke entstehen durch eine Kombination aus Intuition und Kontrolle – Zufall und Planung treffen aufeinander. Farben werden aufgetragen, verwischt, abgeschabt und erneut überarbeitet. Dieses Verfahren verleiht den Bildern eine Lebendigkeit und Bewegung, die sie unverwechselbar machen.

Titel: Abstract Painting, 1992

Die „Kerze“ – Ein Symbol für Vergänglichkeit

Richters bekanntestes und ikonischstes Werk ist die „Kerze“, die erstmals in den 1980er Jahren entstand. Dieses Bild, das eine brennende Kerze in fotorealistischer Perfektion zeigt, wurde zu einem Symbol für Stille, Konzentration und Vergänglichkeit. Die Darstellung der Kerze ist nicht nur technisch meisterhaft, sondern auch emotional tiefgründig: Das flackernde Licht steht für Leben und Hoffnung, während die endliche Natur der Kerze an die Vergänglichkeit allen Seins erinnert.

Gerhard Richter, Zwei Kerzen

Titel: Zwei Kerzen, 1982

Gerhard Richter, Kerze II

Titel: Kerze II, 1989

Die „Kerze“ gehört zu den bekanntesten Motiven Richters und ist ein Beispiel dafür, wie er mit einfachen, universellen Symbolen komplexe Emotionen und existenzielle Themen einfängt. Das Motiv fand auch außerhalb der Kunstwelt große Beachtung, etwa auf dem Cover des Albums „Daydream Nation“ der Band Sonic Youth.

Die Balance zwischen Realität und Illusion

Richter hat stets mit der Grenze zwischen Realität und Illusion gespielt. Seine Werke hinterfragen, was wir sehen und wie wir es wahrnehmen. Dies wird besonders in seinen abstrakten und fotorealistischen Arbeiten deutlich, die oft nebeneinander existieren und eine vielschichtige Sicht auf die Kunst und das Leben bieten.

Richters Kunst ist universell, zeitlos und voller Tiefe – ein Vermächtnis, das die Kunstwelt für immer bereichert.

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